Vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie... So fängt eins der großartigsten Märchen aller Zeiten an.
"Märchen? Das ist doch aus Star Wars!" Stimmt völlig. Es ist aus Star Wars.
Es war im Jahr 1990, als ich das erste Mal mit Star Wars in Berührung kam. Damals hießen die Filme noch ganz offiziell "Krieg der Sterne", "Das Imperium schlägt zurück" und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter". Erst später wurde auch in Deutschland "Star Wars" auf jeden der Filme gestempelt, denn eigentlich war das nur der Titel des ersten Filmes.
Ein Referenzwerk der Science Fiction(?)
Auf drei Dinge kann man sich bei allen Star-Wars-Filmen verlassen: auf den Anfang
"Vor langer Zeit in..." - ich zitierte es bereits oben und damit fängt jeder der Filme an. Dann kommt ein Lauftext, der von vorne unten nach hinten ober scrollt. Dann leerer Weltraum, ein Kameraschwenk nach unten, ein Raumschiff. Diese drei Dinge bilden so etwas wie die "Corporate identity" des Franchise Star Wars. Natürlich nur in Verbindung mit John Williams Soundtrack.
Schaut man einen Star-Wars-Film, wird man nach dem Vorspann mit 2 Stunden (oder ein bisschen mehr) voller skuriler Aliens, Weltraumschlachten, fulminanter Action und tollen Spezialeffekten verwöhnt. Zugestanden, in drei von sieben Filmen wurde die Sache mit der Action und den Effekten etwas übertrieben. Leider zulasten der Story aber das ist eine andere Geschichte. Zulasten einer tollen Science-Fiction-Story. Oder?
Eigentlich nicht wirklich. Natürlich bilden all die Aliens und Weltraumschlachten ein typisches Science-Fiction-Setting. Aber das ist nur Fassade. Das ist nur der Umschlag des Buches, der sich wie eine Seidendecke um die Geschichte legt. Die Geschichte selbst ist ein Märchen. Ein gutes, altmodisches (Kunst-)Märchen.
Doch, wirklich! Werfen wir einen Blick auf die Elemente der Geschichte! Wir haben:
- Magie (die Macht)
- eine Jungfrau in Not (Prinzessin Leia, Königin Amidala, Rey)
- einen jugendlichen Helden und strahlenden Ritter (Anakin und Luke Skywalker, Finn)
- einen weisen Lehrer (Obiwan Kenobi, Yoda, Luke[?])
- einen schwarzen Ritter (Darth Maul, Darth Tyranus, Darth Vader, Kylo Ren[?])
- einen bösen Zauberer (der Imperator, der Oberste Anführer Snoke)
- eine Reise, die der strahlende Held auf sich nehmen muss, damit am Ende alles gut ist.
Einerseits ist das der Punkt, an dem ich nicht mehr bereit bin, Star Wars als Science Fiction zu bezeichnen. Eigentlich ist nicht einmal viel Science in der Fiktion. Man setzt alles Mögliche voraus. Überlichtschnelle Reisen, 1,15m lange Laserbündel, die miteinander interagieren können - nicht der Hauch eines Versuchs, dem Ganzen wenigsten den Ansatz einer wissenschaftlichen Basis zu geben.
Andererseits ist es genau das, was Star Wars irgendwie cool macht. Wenn wir ein Märchen lesen, geben wir uns mit Unerklärlichem und Magie zufrieden. Wenn wir Star Wars gucken, tun wir das auch. Es ist ein Märchen, nichts muss erklärt werden.Wir wissen nicht, wie die Macht funktioniert. Es ist auch egal.
Star Wars ist streng genommen kein Referenzwerk der Science Fiction. Und doch hat es genau dieses Genre nachhaltig geprägt.
Theorien
Und dann ist da noch etwas anderes Faszinierendes in dieses fehlende Erklärungen. Jeder Film wirft Fragen auf, die Antworten suchen, welche es nicht gibt. Jeder Film lässt Dinge offen, die im Zweifel eine andere, weitere Geschichte erlauben.
Wer zum Beispiel ist jener "Oberste Anführer Snoke" aus Episode VII? Wer ist die heldenhafte Jungfrau in Not namens Rey wirklich? Wo ist Mace Windu begraben?
Manche dieser Mysterien werden im Laufe der Zeit aufgelöst. Andere verleiten die Fangemeinde zu den wildesten Spekulationen.
Wer ist Rey, die junge Heldin aus Episode VII? Rey ist Luke Skywalkers Tochter. Oder seine Nichte. Nach dem Film scheint das klar. Sie wächst auf einem Wüstenplaneten auf wie einst der junge Skywalker und der andere junge Skywalker vor ihm. Als der "dunkel Ritter" sie verhört, spricht er von einer Erinnerung an eine Insel. Wo findet sie den alten Luke schließlich? Auf eben einer solchen Insel. Ist schon auffällig. Sie ist bestimmt Lukes Tochter.
Andererseits ist da ihre Machtvision, in der ausgerechnet der "dunkle Ritter", der als der Bösewicht des Films dargestellt wird, sie rettet. Vielleicht ist sie also seine Schwester und somit Leias und Han Solos Tochter, also Lukes Nichte. Natürlich ist auch denkbar, dass Kylo Ren seine Cousine rettete. Es ist immer noch die Familie und Blut ist dicker als Wasser. Auf jeden Fall sind sie verwandt.
Andererseits hörte ich eine Theorie, laut welcher Rey die Enkelin von Imperator Palpatin ist. Hmmm...
Wer ist Snoke? Im Vorfeld zu Episode VII hieß es, dass in der neuen Trilogie Darth Plagueis auftauchen soll. Darth Plagueis war ein Sith-Lord, der den Tod besiegte - nur um von seinem Schüler (wahrscheinlich Palpatine/Darth Sidious) im Schlaf umgebracht zu werden. Oder hat er doch überlebt? Wenn er so mächtig war, ist das denkbar. Und wenn er überlebte und quasi unsterblich ist, hat er alle Zeit des Universums, sich zu erholen und erneut nach der Macht zu greifen. Aufgrund des Mordanschlages seines Schülers ist er aber vermutlich entstellt. Wenn Snoke also Darth Plagueis ist... Warum nicht?
Eine andere Spekulation sagt, er sei ein ehemaliger Jedi. Die Historie ist voll von Jedi-Rittern, die der dunklen Seite verfielen. Count Dooku, Darth Vader... Warum sollte nicht Snoke auch ein gefallener Jedi sein?
Und das bringt mich zu meiner eigenen höchst spekulativen Theorie über Snokes Herkunft.
Es ist das Ende der Republik. Die Jedi versuchen, Darth Sidious festzunehmen. Meister Windu hat den dunklen Lord am Boden, als sich der junge Anakin Skywalker einmischt und Windu eine Hand abhackt. Der Sith-Lord deckt den Jedi mit Machtblitzen ein und schleudert ihn schließlich aus dem Fenster. Mace Windu ist tot. Oder?
Hat jemand Windus Leiche gesehen? Wir glauben, dass er tot ist. Aber den Beweis sind uns die Macher schuldig. Und nun?
Die von Windus Schwert reflektierten Blitze entstellten Palpatine. Mit Mace Windu gingen die Blitze nicht zimperlicher um. Warum sollte er mit glatter Haut aus der Sache herausgekommen sein?
Jedi wie Sith wurde oft genug dabei beobachtet, tiefe Stürze ziemlich unbeschadet überstanden zu haben. Anakin Skywalker sprang über Coruscant aus einem fliegenden "Auto" und bremste seinen Sturz mit der Macht. Windu könnte dasselbe getan haben.
Als Jedi war Windu auf der Flucht vor den Klonen, die die Order 66 ausführten. Es ging ihm nicht gut. Eine Hand weg, von Blitzen verbrannt und entstellt - der Wohlfühlfaktor nähert sich Null. Auf der Flucht wird er Gegenden aufgesucht haben, die außerhalb des imperialen Einflussbereiches liegen.
Snoke ist massiv entstellt. Könnten Blitzverbrennungen die Ursache sein? Ist Snoke in Wirklichkeit Mace Windu? Das würde seine Abneigung gegen Klone erklären.
Wahrscheinlich nicht. Aber man kann ja mal spekulieren. Nein, in Wirklichkeit ist Snoke ein Hobbit, entstellt von dem Einen Ring.
Ja, man gut und viel spekulieren. Vielleicht - nur mal so als Gedanke - ist Kylo Ren in Wirklichkeit ein V-Mann des Widerstandes, der in der Ersten Ordnung eingeschleust wurde. Deshalb nahm Han Solo widerstandslos hin, dass sein Sohn ihn tötete. Zugegeben, die meisten Spekulationen erfordern eine Menge Phantasie. Aber genau das ist das Coole an Star Wars. Wer Phantasie hat, kann viel um die Geschichte herumspinnen.
Und das ganze Ding ist so gewaltig, dass man ihm sogar einen eigenen Tag verpasste. Jedes Jahr am 4. Mai ist Star-Wars-Day. Denn es heißt im Film immer wieder: "Möge die Macht mit dir sein!" - "May the force be with you!" Das muss ein Film-Franchise erst einmal schaffen - ein eigener Tag im Jahr, an dem man es feiert!
Man könnte also gut und gerne sagen, dass Star Wars das iPhone der Filmlandschaft ist. Auch wenn die Prequels, die Episoden I-III bei weitem nicht den Charme der alten Filme haben, mussten von einem Fan auch diese Filme gesehen werden. Egal wie grottig ein neues iPhone ist - der Apple-Jünger muss es haben. Und irgendwie freue ich mich schon auf 2017, wenn Episode VIII ins Kino kommt.
In diesem Sinne - May the fourth... Happy Star Wars day!
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