Freitag, 18. Dezember 2015

Stille Nacht, eilige Nacht

Es ist mal wieder so weit. Ein Jahr neigt sich dem Ende und an allen Ecken versucht man, Hallelujah-Stauden an den Menschen zu bringen. In den Geschäften jagt ein Angebot das nächste, nur Jingle Bells habe ich dieses Jahr noch nicht gehört.

Um ehrlich zu sein, bin ich noch gar nicht wirklich in der Adventszeit angekommen. Sie kam so plötzlich und übergangslos nach dem Herbst. Ist der Herbst eigentlich schon vorbei? Der Kalender sagt, es sei so. Die Wetterlage nicht.

Auf der anderen Seite ist es wohl nicht das Wetter. Das Wetter ist in Ordnung. Natürlich werden wir keine weiße Weihnacht haben. Die ist aber ohnehin eher die Ausnahme. Statistisch betrachtet liegt die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten in Berlin unter 10% (http://www.wetteronline.de/wetternews/2015-11-27-ww - schaut auf die Karte weiter unten). Und überhaupt: Was soll eigentlich der ganze Kram mit der weißen Weihnacht?

Mir fällt jedes Jahr wieder auf, dass der Kommerz die Weihnachtszeit verschlingt und dass die Menschen sich der wahren Bedeutung des Festes gar nicht mehr entsinnen. Die Weihnachtszeit wird genutzt, um Geschenke zu verkaufen, um das persönliche Gewissen zu erleichtern, indem man Gutes tut, um von der Geburt Christi zu predigen. Aber was ist Weihnachten eigentlich? Was feiern wir?

Ist ganz einfach: Wir feiern Geburtstag! Streng genommen ist das Ganze eine Geburtstagfeier. Der kleine Jesus erblickte in der Nacht vom 24. zum 25. Dezember das Licht der Welt. Eigentlich ist das ein Grund für eine riesige Party aber was machen die Menschen? Sie meckern über das Wetter. Es sei zu warm, sagen die Menschen. Sie fragen, ob wir Ostereier an die Nadelpalme hängen wollen.

Ostereier?

Vielleicht kann man sich darauf einigen, bunte Eier an den Tannenbaum zu hängen. Warum auch nicht? Ob Glaskugeln oder Eier spielt ja nicht wirklich eine Rolle. Aber Ostern ist nicht. Aber das ist Wortklauberei. Eigentlich geht es ja nicht um den Baumbehang sondern ums Wetter.

Und das Wetter ist so weihnachtlich, wie es nur sein kann, wenn man es genau betrachtet. Erinnert ihr euch? Wir feiern Jesu Geburtstag. Und wo kommt der Junge her? Richtig! Aus Palästina. Nach heutiger Geografie aus Israel, mag sein. Damals hieß die Gegend Palästina. Und wie ist das Wetter dort unten? Es ist warm. Kein Frost, kein Schnee. So wie das Wetter hier bei uns. Weihnachtlicher geht das Wetter also nicht.

Überhaupt: Wozu brauchen wir zu Weihnachten Wetter? Heiligabend gehen wir in die Kirche (sogar manche von uns Nichtchristen), an den Feiertagen ist Familienbesuch angesagt, es gibt ein festliches Mahl, Kuchen und Kakao - wir sitzen also drin. Ob es draußen ein kühler Sommer ist oder Schnee liegt, spielt folglich keine Rolle.

Und jetzt in der Vorweihnachtszeit? Ich möchte nicht im Schnee von Geschäft zu Geschäft hetzen und dabei mit den neuen Glaskugel ausrutschen, weil es glatt ist. Nein, danke! Und online kaufe ich schon gar nicht. Ich bin Haptiker. Und in der großen Stadt wird Schnee schnell zu Matsch. Brauche ich auch nicht.

Nein, lasst das Wetter, wie es ist! Wird es kalt, fährt die S-Bahn nicht mehr richtig und die heilige Zeit wird noch eiliger, als sie heutzutage ohnehin schon ist. Das Wetter lässt uns bei Glühwein gemütlich in der Stube sitzen, entschleunigt uns und wir werden weihnachtlicher. Wenn wir uns aufs Wesentliche konzentrieren, nicht auf die Hitze draußen.

In diesem Sinne habt einen schönen Restadvent -
Der Lord

Verdammt, ich brauche noch eine Tanne! Stille Nacht, eilige Nacht!

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