Dienstag, 5. September 2017

Die Zukunft des Kühlens

Es ist September und in Berlin toben Tausende Menschen über die IFA, die Internationale Funkausstellung, bei der nicht alles wirklich mit Funk zu tun hat. Es gibt auch Kühlschränke. Obwohl... Irgendwie hat es doch mit Funk zu tun. Es gibt nämlich Kühlschränke mit WLAN!

Sie glaube mir nicht? Ja, würde ein Lord lügen? Der Beweis:



Ein Kühlschrank mit Windows also. Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll. Natürlich kursieren gleich die ewig gleichen Sprüche: Der Kühlschrank wird bei Updates abstürzen, in 5-6 Jahren braucht man einen neuen Kühlschrank, weil die Unterstützung von Windows 10 ausläuft...

Für viel wahrscheinlicher halte ich selbst ja, dass der Kühlschrank in 5-6 Jahren ausläuft. Mein Kühlschrank zeigte nach eben 5-6 Jahren solche Anzeichen. Hinten fror ein Ablauf regelmäßig zu, sodass Kondenswasser nicht mehr ablaufen konnte.

Nein, die Haltbarkeit von Haushaltsgroßgeräten scheint ohnehin und unabhängig von Windows bereits auf jene Halbwertzeit abgestimmt zu sein. Trotzdem fürchte ich, dass der Windows-Kühlschrank weitreichende Folge für uns Verbraucher haben wird:

Noch bevor der Windows-Kühlschrank in die Haushalte kommt, stellt Apple den iFridge vor, der bei gleicher Leistung das 1,5fache kostet. Natürlich ist ein iTunes-Account ebenso Pflicht wie das Microsoft-Konto beim Windowsgerät. Allerdings kannst Du im iFridge nur kompatible Lebensmittel kühlen. Beim Windows-Gerät hast Du die Wahl, was Du reinpackst. Der iFridge bringt dafür ein Photoshop-Jahresabo mit. Und er hat im Gegenteil zum Kühlschrank mit Windows keine Probleme mit Treibern und Viren.

Etwa zeitgleich mit dem Windows-Gerät gibt es den Amazon Fire Fridge. Über das Amazon-Konto müssen wir nicht diskutieren. Ohne solches wird der Fire Fridge nicht geliefert. Du kannst den Fire Fridge auch nicht einfach öffnen. Zunächst musst Du Dein bei Amazon bestelltes und von dort geliefertes Kühlgut vor die integrierte Kamera halten und den auf die Verpackung gedruckten Code scannen, dann öffnet sich eine Klappe und Du legst das Kühlgut rein. Die Ausgabe läuft ähnlich: Du gibst über den Touchscreen ein, welche Dinge Du haben willst und über eine Klappe erhältst Du Zugang dazu.

Es gibt den Fire Fridge auch mit Sprachsteuerung. Du bist aber an Rezepte aus Kindle-Kochbüchern gebunden. "Alexa, ich will Rührei mit Schinken!" - Der Kühlschrank gibt Dir ein Ei, zwei Esslöffel Milch und genau eine halbe Scheibe Schinken. Du bist zwar lactoseintolerant, aber lactosefreie Milch gehört nicht zum Rezept. Pech gehabt! Aber Du kannst beim Kochen Amazon Prime Video schauen oder Kindle lesen - oder Dir von Audible Hörbücher vorlesen lassen.

Ungefähr ein Jahr später verbaut Samsung in seinen Kühlschränken auf Android-Basis Bixby. Leider nur auf Englisch und Koreanisch. Leider ist Oreo auch die letzte Version, die es für dieses Gerät gibt. Solltest Du Android P,Q oder R wollen, musst Du Dir einen neuen Kühlschrank (nach spätestens 1 Jahr, obwohl das alte Gerät noch funktioniert) kaufen.

Mozilla entwickelt den Firefox-Kühlschrank. Er ist aus schnell nachwachsenden Materialien und verbraucht bei gleicher Kühlleistung ein Zehntel der Energie der anderen Geräte. Leider ist die Oberfläche sehr träge, weshalb sie das Firefox-Gerät nicht durchsetzt.




Via Croudfunding wird Geld für ein Kühlschrank-Selbstbau-Projekt gesammelt. Nach nur 6 Monaten des Spendensammelns und der Entwicklung wird der Raspberry-Fridge auf den Markt geworfen. Zuerst zögerlich angenommen entwickelt er sich rasch zu einem beliebten Objekt für Bastler, die sich ihre Küche komplett selbst klöppeln. Das Ergebnis der Hobby-Experimente sind Kühlschränke mit eingebautem Herd, eingebauter Mikrowelle, Geschirrspüler etc. Ja, manche dieser Konstruktionen sind sogar begehbar - mit einer Garderobe für die Pelzmäntel, die man im Inneren trägt.

In dreieinhalb Jahren beschweren sich die Nutzer des Windows-Kühlschranken darüber, dass es zu wenige Apps für ihre Kühlschränke gibt. Microsoft lässt die Kühlschränke im Gegensatz zum Windows Phone aber nicht sanft einschlafen sondern reagiert diesesmal: Ein Update ermöglicht es, auf dem Kühlschrank X-Box-Spiele zu spielen.

Nintendo bringt derweil einen Kühlschrank mit Bewegungssteuerung. Auf dem Display laufen die Dinge am Nutzer vorbei, die im Kühlschrank sind. Du musst im richtigen Moment am Kühlschrank rütteln, dann kommt das gewünschte Kühlgut raus. Eigentlich will gar niemand mehr kochen, die Menschen stehen vor dem Nintendo-Kühlschrank und sind auf Highscore-Jagd.

In 8 Jahren und drei Monaten stellt Nokia den Fridge 3310 vor. Er ist einfach aufgebaut, nachhaltig und macht vor allem eine Sache: er kühlt. Und er ist Kult. Es ist ein 3310.

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