Freitag, 6. November 2015

Ein Freitagstelefonat

Als Lord macht man was mit! Obwohl... Das hätte jedem passieren können.

Ich saß am frühen Nachmittag mit einem Kollegen zusammen. Wir unterhielten uns über Technik. Worüber sollen Männer sich sonst unterhalten? Irgendwann kamen wir zum Thema Tablets und erreichten schnell Einigkeit, dass so ein Tablet ziemlich keinen produktiven Nutzen hat. Spielchen, E-Mails, Filme streamen - damit erschöpft es sich im Regelfall schon. Als E-Book-Reader.

Wir unterhielten uns also, als mein Handy klingelte. Ich bin seit Anfang des Jahres, das muss ich dazusagen, Kunde des DSL-Anbieter mit dem gemessen (Stand 2015) besten DSL-Netz. Und dieser DSL-Anbieter rief mich heute an. Inzwischen zum dritten Mal.


"Sie sind ja jetzt seit Anfang des Jahres bei uns DSL-Kunde", tönte eine nette Frauenstimme durch das Telefon. Ja, bin ich. "Wie kommt es, dass Sie noch kein Mobilkunde bei uns sind?"

Fast hätte ich hörbar gelacht.

"Weil", antwortete ich, "das habe ich schon zweimal gesagt, ich noch in einem Vertrag bin."

"Ah, dann wurden Sie wohl schon einmal angerufen."

Dieser Schluss ist fast logisch. Aber nur fast, denn meine Antwort legt eigentlich nahe, dass es schon mehr als einen Anruf gab. Aber ich beließ es dabei und bejahte die Aussage der Dame einfach.

Sie war um die 30 mit lockigem, dunkelblonde Haar und braunen Augen. Glaube ich. Ich kann auch völlig falsch liegen, schließlich sah ich die Dame nicht. Aber sie klang lockig, dunkelblond und braunäugig.

Wie auch immer die Frau aussieht, sie sah schnell ein, dass sie mir keinen Mobilfunkvertrag verkaufen kann. Das war einfach, aber erst der Anfang.

"Wie wäre es aber", fuhr die Dame am Telefon fort, "mit einem Tablet?"

Ich biss mir auf die Lippen. Beinahe hätte ich laut gelacht. Ich glaube, das nennt man Ironie. Eben noch spricht man über Tablets und schon versucht jemand, einem ein Tablet aufzuschwatzen.

Als Lord ist man natürlich ein Profi und bewahrt immer die Contenance. Ich lächelte also freundlich, was die Telefondame natürlich nicht sah, und sagte höflich, dass ich mit einem Tablet nicht viel anfangen kann.

"Aber mit einem Tablet kann man eine ganze Menge machen", flötete die Dame. Ich glaubte nicht dran.

"Für das, was ich mache, Bildbearbeitung zum Beispiel, sind Tablets ungeeignet", gab ich zurück. "Schon weil es keine passende Software gibt."

Die Dame war vorbereitet. Hatte sich beim letzten Mal jemand Notizen gemacht? Oder war es nur Zufall? Auf jeden Fall hatte sie eine passende Antwort:

"Wir haben hier gerade das Trekstor Surftab Wintron 10.1 im Angebot. Mit Windows 8 für sage und schreibe null Euro."

O... kay... Schwere Geschütze.

Ja, theoretisch könnte man dieses Tablet natürlich nutzen, zumal es mit einem Tastaturdock daherkommt. Andererseits...

"Ich rate mal wild ins Blaue", antwortete ich. "Ein Quadcore-Atom-Prozessor mit 2 Gigabyte Arbeitsspeicher."

Ich konnte beinahe hören, wie die Dame anfing zu schwitzen. Ich glaube, spätestens wenn mir der Kunde aus dem Stehgreif die technischen Spezifikationen des Produkts, das ich ihm verkaufen will, um die Ohren haut, würde ich hellhörig werden. Besonders, wenn ich nicht weiß, wovon der Kunde spricht. Und dass die Dame das nicht wusste, machte sie später noch deutlich.

Aber die arme Frau machte auch nur ihren Job. Ich erklärte ihr geduldig, dass die Hardware zu klein sei. Um Bilder zu bearbeiten, braucht man mehr Leistung. Außerdem sei das Display zu klein. Wie groß wäre es wohl? 10 Zoll?

Ich hätte die Frage nicht stellen sollen. Wer Fragen stellt, muss darauf gefasst sein, Anworten zu bekommen.

"Naja, das Tablet hat 3 Gigabyte HD-Grafik..."

Klar. Es ist schwer, in einer solchen Situation ernst zu bleiben. Aber ich bin Profi. Ich bin der Lord. Und ich wusste natürlich, dass die Dame gerade irgendwo abgelesen hatte.

"Ja, sowas dachte ich mir. Aber haben Sie schon einmal Bilder bearbeitet?"

Die Frau druckste rum.

"Naja, habe ich. Aber ich glaube, das ist nicht, was Sie meinen."

Brauchst Du mir nicht zu sagen, Kleines! Ist mir vollkommen klar.

"Ich meine Photoshop & Co.", erklärte ich.

Ich nutze nicht Photoshop. Als Lord schließt man sich nicht einfach dem Mainstream an und bearbeitet Bilder mit Photoshop auf einem Mac. Als Lord liebt man das Abenteuer. Man nutzt das quelloffene GIMP. Und Windows. Apple ist Mainstream und Photoshop benutzt jeder. Pah! Aber der armen Frau das zu erklären, hätte deutlich zu weit geführt.

"Nein, ich hab nur... so mit ein paar Herzchen und so auf dem Bild..."

Was soll man dazu sagen? Ich glaube, ich hatte sie in diesem Moment dort, wo ich sie haben wollte. Ich holte zum finalen Schlag aus.

"Sehen Sie", sagte ich salbungsvoll, "für richtige Bildbearbeitung sind 10 Zoll einfach zu klein."

"Ja..."

Die Frau machte eine kurze Pause.

"Ja, dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag", sagte sie schließlich. Fast tat sie mir leid. Ich hatte ihr nicht einmal die Gelegenheit gegeben, mir zu erzählen, dass zu dem Tablet noch ein mobiler Datentarif gehört. So viel zu 0 Euro.

Und doch brach ich in Gelächter aus, kaum dass die Dame aufgelegt hatte. Es passte einfach zu perfekt, um nicht zu lachen. Einfach perfekt.

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